DAS JLÖCKLICH
Ist man von dem Anblick des kleinen Cafés, das an jeder freien Stelle neue Funktionsweisen alter Europalet-ten facettenreich vorführt, nicht schon fasziniert, zer-geht einem spätestens mit dem ersten Schluck „Eigel-steiner“ das Jlöck auf der Zunge. Den Eigelsteiner, eine van-Dyck-Exklusiv-Mischung, gibt es nur im Jlöcklich. Eine kräftige Röstung, passend zum Veedel. Caffè oder Mokka wird der Kaffee, wie ihn die Italiener gern zu Hause mit der Herdkanne von Bialetti zuberei-ten, genannt. Renato Bialetti, der Sohn des Erfinders der Mokka-Kanne, wurde 2016 sogar in einer solchen beer-digt.Sahne auf dem Kaffee – sowas gibt es hier nicht. Die Bedienung ringt sich einige Überredungskünste ab, um erfolgreich die aufgeschäumte Milch als mindestens so lecker wie Sahne anzupreisen. Die kleinen Gäste freuen sich an einem kostenlosen BamPinoCino. Beim Kuchen wird höflich gefragt, ob das Randstück auch in Ordnung sei. Dafür wird dann eine eineinhalb mal so große Schei-be wie üblich abgeschnitten. „Zia Rosa“ ist für das wech-selndes Kuchenangebot verantwortlich. Zum Beispiel den Avocado Pistazienkuchen. Als Portugiesin lässt sie es sich natürlich nicht nehmen, frische selbstgebackene Pasteis de Nata anzubieten. Desweiteren gibt es Panini-PaniniPanini. Belegt mit unterschiedlichsten Leckerei-en. Bei Massimo Colonia bekommt man eine „italieni-sche-kölsche Panino“ mit mittelaltem Gouda, Zwiebeln und Senf. Der Massimo ist also mehr so der Halve Hahn Typ. Beim Panino Franco bekommt man ein echtes, ehr-lichs Panino ohne chi chi: einfach mit Mortadella. Auch für einen Spuntino, einen kleinen Snack, geht man ins Jlöcklich. Wirft man von den Sitzplätzen draußen einen Blick zum Eigelsteintor, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, eine Hoch-zeitsgesellschaft mit vielen glücklichen Menschen in schönen Kleidern zu bewundern. Nicht ohne Grund heißt es „Jlöcklich – il caffè felice“. Weil geteiltes Glück doppeltes Glück ist, gibt es hier eine Tafel für den „Caffè Sospeso“. Unter der Über-schrift, die auf deutsch „Aufgehobener!“ bedeutet, rei-hen sich mehrere Striche. Den Espresso für einen guten Zweck zahlt man zusätzlich zu seinem eigenen Getränk. In Neapel hört man es in den Kaffeebars täglich „C’e un sospeso?“ rufen. Das bedeutet, „Gibt es einen Aufgeho-benen?“ Dies ist eine alte neapolitanische Tradition des Helfens. Leute, die einen schönen Tag hatten, ein gutes Geschäft gemacht oder einen sozialen Beitrag leisten möchten, bestellen einen „Sospeso“. Menschen, die sich keinen Espresso im Café leisten können, ist es so möglich, einen kleinen Schluck Kaffeeglück zu genie-ßen. Allein weil es eine so schöne Tradition ist und das „Sospeso“ so leicht über die Lippen geht und einen noch glücklicher macht, sollte man es tun. Denn „Tee wärmt das Herz, Kaffee die Seele.“
Caffè sospeso – der aufgebobene Kaffee
Bei uns gibt es »Caffe Sospeso«! Sospeso ital.: »Aufgehobener!« Ein Espresso für einen guten Zweck
»C’e un Sospeso?« hört man es täglich in den Kaffeebars von Neapel rufen. Das bedeutet »Gibt es einen Aufgehobenen?« und liegt begründet in einer alten neapolitanischen Tradition des Helfens.
Das Prinzip: Hatte man einen schönen Tag, ist ein gutes Geschäft gelungen oder man möchte einfach einen sozialen Beitrag leisten, bestellt man einen »Sospeso«.
Das heißt, man trinkt einen Espresso und bezahlt zwei! Kommt dann jemand vorbei, der sich aufgrund seiner Armut keinen Espresso leisten kann, fragt dieser nach dem »Aufgehobenen« und kann ihn kostenlos trinken.
So können auch Menschen, denen es schlecht geht, ein wenig Kaffeeglück genießen.
»Das Leben ist zu kurz, um das Glück auf später zu verschieben«
»Das Leben ist zu kurz, um das Glück auf später zu verschieben«